Im Fokus: Das Start-Up Unternehmen restado mit Mannheimer Wurzeln: Das sind Dominik Campanella, Ulrike Schock, Julius Schäufele, Marc Haines und Felix Peeck. Zusammen kämpfen sie gegen die Verschwendung von Baurohstoffen auf deutschen Baustellen, indem sie mit ihrer Plattform dabei helfen unbenutzte Bauressourcen weiterzuvermitteln. Infinity hat den Gründer Dominik zusammen mit Teammitglied Felix getroffen und mit den zwei graduierten Wirtschaftsinformatikern aus Mannheim über ihre Idee und ihr Start-Up geredet.

Restado TeamNachhaltiges Bauen klingt erstmal wie trocken tiefseetauchen – irgendwie kompliziert und etwas utopisch. Aber so muss es nicht sein, beweist eines der eindrucksvollsten Bauprojekte der Rhein-Neckar Region, das auf den klangvollen Namen Axis getauft wurde. Was das Frankfurter Prestigeobjekt neben seinem außergewöhnlichen Fokus auf Design und Wohnkomfort vor allem auszeichnet, ist, dass es sich um ein sogenanntes „kfW55-Effizienzhaus“ handelt. Bedeutet: der insgesamt 6535 m² große Wohnkomplex benötigt 45% weniger Energieressourcen als ein herkömmlicher Bau in dieser Größe. Und das ist allerhand: statt Erdöl- oder Gas wärmt und kühlt Axis Luft und Wasser durch Abwasserpumpen und erzeugt dabei keinerlei Emission. Mit diesen erstaunlichen Werten setzt Axis nicht nur ein klares Zeichen im hessischen Europaviertel sondern auch gegen ein anderes Großbauprojekt der Republik, das leider wesentlich mehr Medienpräsenz erfährt: der geplante Berliner Flughafen BER. Geschichten von Fehlkonstruktionen, Bauplanfehlern und Materialverschwendung reißen nicht ab und der Glaube an eine baldige Fertigstellung der Großbaustelle schwindet immer weiter. Im Juni wurde jetzt der Abriss des ohnehin nur temporär gebauten Infotower auf dem Flughafengelände bekannt. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Und da kommt das Start-Up Restado ins Spiel: denn das Team rund um den ehemaligen Mannheimer Wirtschaftsinformatikstudenten Dominik Campanella konzentriert sich mit seinem Unternehmen gar nicht auf Erfolgsprojekte wie Axis, sondern versucht hingegen mit ihrer Idee sogar dem Berliner Flughafen etwas Nachhaltiges abzuringen.

Doch was steckt hinter dem Vorhaben des Fünfergespanns und was genau bietet Restado an? Restado ist eine Internetplattform, auf der Verkäufer übriggebliebene Baurohstoffe anbieten und Käufer diese für Infografikweniger Geld erstehen können. Klingt wie ein erzwungenes Baby von amazon und ebay Kleinanzeigen – aber nur auf den ersten Blick: mit bauspezifischen Filtern, Kategorisierung und mehr Nischenpositionierung schaffen es die Gründer mit Hauptsitz in Stuttgart tatsächlich immer mehr User für sich zu gewinnen. „Theoretisch kann jeder Baustoffe auf Restado einstellen und verkaufen“, meint Gründer Dominik. Hauptnutzer des Unternehmens sind momentan aber vor allem mittelständische Baubetriebe und Handwerker auf der Käufer- und Verkäuferseite.

Aber ist so ein Start-Up ausgerechnet in Deutschland notwendig, wo jedem Hobbygartenhausbauer ein fachmännisches Genie nachgesagt wird? Deutschland; das gilt als Land der Ingenieure und der akribisch kontrollierenden Organisationstalente. Scheinbar gibt es trotzdem Probleme: „Bei größeren Baustellen gibt es öfter Planungsänderungen, obwohl man die entsprechenden Baumaterialien schon gekauft hat. Der Bauherr überlegt sich Dinge im Prozess oft anders und plötzlich braucht man die gekaufte Türe oder die Palette Steine gar nicht. Diese Rohstoffe werden dann einfach weggeschmissen, weil das günstiger ist als sie irgendwo einzulagern und neu zu benutzen“, erklärt Felix uns. Aber Bauplanfehler, Insolvenzauflösungen und Fehleinkäufe sind nicht die einzigen Gründe, die zur Entsorgung und Verschwendung unbenutzter Bauressourcen führen: „Einerseits ist da natürlich die deutsche Ingenieurskunst, die so oft gelobt wird, und die Planungsgenauigkeit, auf der anderen Seite gibt es da aber auch den Anspruch der Kunden, die alles genauso haben wollen, wie es auf dem Plan steht“, erklärt Felix weiter.

Dominik und Felix

Nachhaltigkeit ohne Nachteile für irgendeinen Beteiligten in diesen Teufelskreis zu bringen hat sich Restado zur Aufgabe gemacht: „Was ich bei Restado so cool finde, ist, dass man allen drei Seiten, also dem Käufer, dem Verkäufer und uns selbst – und der Umwelt, also vier Seiten! – damit helfen kann“, resümiert Felix.

Denn liegt das Ziel beim nachhaltigen Bauen wie in Frankfurt also auf der Minimierung von Energie- und Ressourcenverbrauch, setzt Restado stattdessen beim konventionellen Bau an und versucht, bereits vorhandene Ressourcen nicht einfach verkommen zu lassen. Ein organisiertes Foodsharing für die Baubranche quasi. Und mit monetärem Vorteil für den, der etwas abzugeben hat. „Natürlich freuen sich außerdem die Leute, wenn sie eine nagelneue Haustür zum halben Preis kaufen können“, ergänzt Felix.

[ut_parallax_quote]Restado ist ein bisschen wie organisiertes Foodsharing.[/ut_parallax_quote]

Trotzdem läuft nach wie vor nicht alles perfekt in dem jungen Unternehmen: die konventionelle Baubranche gilt als konservativ und wenig innovationsbereit. Das muss auch Restado feststellen. Gründer Dominik gibt zu: „Es ist eine kleine Herausforderung, genau unsere Zielgruppe zu erreichen.“ Aber er bleibt optimistisch: „Roland Berger hat vor kurzem eine Studie herausgebracht, die zeigt, wie wichtig der eCommerce in Zukunft in der Baubranche werden wird. Wir hoffen natürlich, genau auf dieser Welle mitreiten zu können.“ Daher ist es für die Stuttgarter umso wertvoller Nutzerfeedback aufzunehmen und umzusetzen. Das rät Dominik im Übrigen jedem Unternehmer: Methoden wie das Verfolgen von Nutzerverläufen, Zufriedenheitsumfragen und AB-Testing erachtet er als essentiell.

Restado TeamWichtig im Allgemeinen – da sind sich Dominik und Felix mehr als einig – sind für beide ihre Teammitglieder. Obwohl die fünf Visionäre über drei Länder verteilt sind und alle einen anderen fachlichen Hintergrund haben, läuft die Zusammenarbeit einwandfrei. „Es ist alles sehr flexibel, weil auch alle das machen, was ihnen Spaß macht“, erläutert Felix das Geheimrezept hinter dem restado Teamgeist.

Und das ist auch, was sie potentiellen Gründern mitgeben wollen. „Das sind jetzt so Sprüche, die auf jedem Startup Kongress erzählt werden, aber es ist wirklich so! Eine gute Idee mit einem schlechten Team wird nicht erfolgreich sein. Aber genauso ist es andersherum“, versucht Dominik zu erklären. Außerdem will er motivieren: nur weil man als Student kein riesiges Kapital zur Verfügung hat, bedeute das nicht, dass man nicht gründen könne!

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Exklusiver restado-Buchtipp für angehende Gründer mit wenig Startkapital:

Jeremy Rifkin – The Zero Marginal Cost Society.

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Der Zukunft kann Restado allgemein besonnen entgegen sehen: denn im Gegensatz zu Axis in Frankfurt ist der Berliner Flughafen noch immer nicht im Betrieb und schlägt sich weiterhin mit Ungereimtheiten in der Bauplanung herum. Potentielle Kundschaft für Restado wird es also weiterhin geben. Und das, auch wenn sich die Baubranche mit Projekten wie Axis immer weiter und innovativer entwickelt.

Dominik, Felix, vielen Dank, dass ihr für uns Zeit hattet!

Liebe Leser, wie hat euch das Interview gefallen? Was haltet ihr von der Idee einen virtuellen Marktplatz für nicht vewendete Baumaterialen zu schaffen? Schreibt es uns doch einfach in die Kommentare

© Die Fotos wurden uns freundlicherweise von der restado UG zur Verfügung gestellt.


Über die Autorin:

Hannah Schillok Hannah Schillok
IT
Hannah studiert BWL im fünften Semester und ist Teil des Online Content Teams. In ihrer Freizeit versucht sie sich gerne an kreativen Backwerken oder vietnamesischen Nudelsuppen. Außerdem tobt sie sich gerade im Social Media Bereich eines Mannheimer Start-Ups aus, das in der Meinungsforschung tätig ist.

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