Es ist erst einmal ein recht deprimierendes Diagramm, was Johan Rockström auf dem Bildschirm rechts neben der Bühne aufleuchten lässt: Machen wir weiter wie bisher, werden wir den 17 SDGs (Sustainable Development Goals) bis 2030 kaum näher gekommen sein, während wir stattdessen den Planeten noch weiter destabilisieren. Selbst wenn wir uns in Aspekten der Nachhaltigkeit, des wirtschaftlichen Wachstums und der Gesundheitspolitik “etwas mehr anstrengen”, sind wir noch weit davon entfernt, alle der 17 Ziele zu erreichen, zumal diese sich – zumindest wenn Einzelne ohne Rücksicht auf andere verfolgt werden – widersprechen. Was also tun?

 

ted_sdg“Die Menschheit muss fünf radikale Veränderungen vornehmen, um nachhaltige Entwicklung mit den Grenzen des Planeten zu kombinieren”, sagt der Schwede, der durch seine Forschung zu eben diesen Grenzen bekannt wurde.. Gemeint ist damit die maximale Belastbarkeit der Erde, bis zu der der Mensch ihr nicht “zu sehr” schadet. Diese fünf Veränderungen seien 1. ein rapider Anstieg erneuerbarer Energien, 2. eine schnellere und gleichzeitig nachhaltigere Nahrungsproduktion für die wachsende Bevölkerung, 3. ein neuer Wachstumsplan für Entwicklungsländer, 4. eine Umverteilung von Reichtümern, in der mehr Menschen gut verdienen und der Superreichtum abgeschafft wird, und 5. eine massiv verstärkte Investition in Bildung, Gleichstellung, Gesundheit und Verhütung. So, und nur so, könnten die SDGs in einem nicht allzu weiten Zeitrahmen erreicht werden.

 

Aber kann man als einzelne Person überhaupt etwas verändern? Ist er überhaupt möglich, ohne Unmengen an Geld in der Tasche die Zukunft mitzugestalten? Ja, sagt Duc Nguyen, der 2015 Infinity Mannheim mitbegründet hat. Auch ohne selbst viel Geld zu besitzen, lasse sich ein großes Projekt auf die Beine stellen, meint er, und erzählt, wie seine Freunde und er für die ersten Infinity-Projekte eine Crowdfunding-Aktion starteten, die großen Anklang in ganz Deutschland fand: “Erfolg beginnt in unseren Köpfen.”

 

Dass das funktioniert, beweist Bea Johnson, die als eine der Pionierinnen der Zero-Waste- Bewegung gilt. “Der durchschnittliche Amerikaner verbraucht im Jahr eine Tonne Müll”, sagt die verheiratete Mutter zweier Kinder: “Meine Familie ein Marmeladenglas im Jahr seit 2008.” Nach vielen mehr oder weniger erfolglosen Versuchen, ihre Alltagsprodukte durch weniger schädliche zu ersetzen, hat sie herausgefunden, dass der Schlüssel dazu, weniger wegzuwerfen oft einfach ist weniger zu besitzen. “Ich hatte früher zehn Kochlöffel, bis ich eines Tages festgestellt habe, dass ich nur zwei Hände habe und zum Rühren nur eine benutze. Wozu brauche ich dann zehn Kochlöffel?” fragt sie sich und erklärt, dass sie nach den fünf Rs Refuse, Reduce, Reuse, Recycle und Rot lebt. Außerdem beweist sie, dass Zero-Waste etwas für alle ist: “Ich habe einen Vollzeitjob und sitze nicht den ganzen Tag zuhause, um Dinge von Hand zu machen.” Ihre Art zu leben sei einfach “ein Leben, dass auf Erfahrungen statt auf Dingen basiert, auf Sein statt auf Haben”.

 

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Foto: Bea Johnson

Nachhaltigkeit scheint also eine persönliche Entscheidung zu sein. Wie große Konzerne diese Entscheidung für ihre Kunden einfacher machen können, erklärt Steve Howard, Chef-Nachhaltigkeitsbeauftragter bei IKEA. “Kunden ist Nachhaltigkeit wichtig, aber sie soll einfach, günstig und attraktiv sein”, sagt er und erklärt dann am Beispiel von LEDs und Glühbirnen, dass man, sobald eine solche nachhaltige Alternative gefunden wurde, 100% geben sollte, um diese Alternative durchzusetzen. “100% sind einfacher zu realisieren als 90%. Wenn 90% unser Ziel sind, findet jeder eine Entschuldigung, in den 10% zu sein. Wenn wir es richtig machen, können wir Nachhaltigkeit erschwinglich für viele machen und nicht zu einem Luxus für wenige.”

 

Die gesamten Talks mit all ihren inspirierenden Ideen findet ihr hier:

Talk von Johan Rockström: https://www.youtube.com/watch?v=Rv-tDrv__mc

Talk von Duc Nguyen: https://www.youtube.com/watch?v=K5sK-gzutn0

Talk von Bea Johnson: https://www.youtube.com/watch?v=CSUmo-40pqA

Talk von Stehe Howard: https://www.youtube.com/watch?v=buH_vs7LFzw

 


Über die Autorin:

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Valentina Turturo
Public Relations
Valentina studiert im ersten Semester Psychologie und ist direkt bei Infinity eingestiegen. In ihrer Freizeit tanzt sie Ballett, macht Musik und engagiert sich über Infinity für ein grüneres Mannheim.