REUSE – Wegwerfen war gestern. Mitdenken ist Trend!
Ein Haushalt voll mit dutzenden Gegenständen, die jeweils nur einen einzigen Zweck erfüllen. Ist das wirklich nötig? Oder ist es auch möglich, dass einzelne Sachen gleich mehrere Funktionen erfüllen können? Nachdem wir uns in der ersten Themenwoche zu Reduce damit beschäftigt haben, ob und wie man seinen Besitz verkleinern kann, geht es jetzt mit kleinen Schritten weiter: Wie können wir die Sachen, die wir weiterhin nutzen möchten, vielfältig wiederverwenden?
Wir leben in einer Wegschmeiß-Gesellschaft: Ist etwas kaputt, wird es sofort durch etwas Neues ersetzt. Denn neu ist sowieso immer besser – Warum das iPhone 5, wenn ich auch iPhone 7 haben kann? Und was alt ist, kommt in den Müll. Aber das ist auch kein Problem, war ja nicht so teuer. Wegen Einstellungen wie diesen tanzt die Industrie vor Freude. Denn der moderne Kapitalismus nutzt viele Methoden, um die Produktion und den Konsum künstlich auszudehnen. Das nennt man Obsoleszenz: Gezielt verringert die Industrie die Lebensdauer ihrer Produkte und führt so den schnelleren Verschleiß von Konsumgütern herbei.
Zusätzlich spielt dabei der Drang der Konsumenten, immer dem neuesten Trend zu folgen, eine essentielle Rolle. Das führt wiederum zu einem dauerhaften Nachfrageschub und ist somit wunderbar für die Wirtschaft. Doch nicht alles, was gut für die Wirtschaft ist, ist auch gut für uns. Dieser sinnlose Ressourcenverbrauch führt zu wachsenden Bergen von giftigem Müll und Ressourcenknappheit in allen Ecken. Folgen davon sind Gesundheitsschäden durch Mikroplastik für Mensch und Tier, und die Umwelt wird in einer derartigen Art und Weise verändert und zerstört, dass die Frage weniger ist, ob es so weitergehen kann, sondern viel mehr wie lange das überhaupt noch alles gut gehen kann.
Was können wir also dagegen tun? Glücklicherweise gibt es schon einige Menschen, die dieses Problem erkannt haben und etwas unternehmen. ‘Do It Yourself’ und ‘Upcycling’ liegen zurzeit im Trend. Das Motto lautet: Müll ist nicht gleich Müll. Vieles kann durch genügend Kreativität wiederverwendet und vor dem Wegschmeißen gerettet werden.
Dafür muss man nicht unbedingt ganze Paletten oder Weinkisten in sein Mobiliar integrieren – ganz einfach anfangen kann man mit leeren Einmachgläsern unterschiedlichster Art. Leere Marmeladengläser und ähnliches sind beispielsweise die besten Freunde zur Aufbewahrung für alles Mögliche, von Gewürzen über Nüsse bis hin zu dem in Schubladen herumfliegenden Kleinkram, wie Gummibändern oder Schrauben. Ganz egal, ob vorher Tomatensoße, Pesto, Gurken oder Senf drin war – besser als Tupperdosen, für die immer der richtige Deckel fehlt, sind sie allemal, finden auch die beiden Berliner Bloggerinen Sophia und Maria (Kitchen Hacks – Plastik sparen):
„Gebrauchte Vorratsgläser sind unfassbar praktisch: man kann sie samt Inhalt erhitzen und die Lebensmittel somit haltbarer machen, sie sind stapelbar, sie sehen gut aus und sie kommen in diversen Größen. Flaschen mit weitem Hals (Milchflaschen, Passierte Tomaten Flaschen) eignen sich prima um Linsen und andere trockenen Vorräte lange frisch und knackig zu halten. Außerdem kann man diese so auch super dosieren.“
Sogar Tetrapacks kann man prima zum Einfrieren nehmen – auch wenn wir diese auf unserer Freundesliste nicht so weit oben haben wie Gläser, da ihre Beschichtung Recycling erschwert (dazu kommt in den nächsten Wochen noch mehr). Mit leeren Honiggläsern hingegen kann man nicht nur Snacks transportieren, sondern auch einkaufen gehen und dabei neue Verpackungen sparen. Das ist sehr praktisch auf dem Markt oder auch – wie unsere Bloggerin Anna-Jo neulich in Mannheim entdeckt hat – im Honig Reinmuth Laden in P2, 6, wo man sich nicht nur Honig, sondern auch verschiedene leckere Nüsse direkt in Gläser abfüllen lassen kann.
Wer jetzt sofort hochmotiviert in die Küche stürzt, um seinen Haushalt rundum zu erneuern – einerseits bravo, andererseits noch einen kleinen Augenblick: in unserem Bestreben, nachhaltig zu sein, wollen wir lieber nicht sofort unseren kompletten ‘problematischen’ Besitz wegwerfen, um nachhaltigere Alternativen zu kaufen. Das wäre dann nämlich doppelte Ressourcenverschwendung.
Stattdessen besser schauen, was man nicht doch noch verwenden kann, und sonst einfach aussortieren, was man wirklich nicht mehr braucht, und wofür auch keine andere oder neue Verwendung gefunden wird. Aber vielleicht ist es ja für jemand anderen noch interessant? Auf Plattformen wie Free Your Stuff kann man seine Sachen einfach verschenken und damit andere Personen beglücken.
Und wenn dann doch mal etwas kaputt geht, kann man auf Seiten wie trash is for tossers besser gleich langlebige Alternativen wählen. Sonst hilft es, sich aufmerksam umzuschauen: „Großartige Fundgruben für Küchenutensilien sind übrigens Flohmärkte und Läden für Wohnungsauflösungen.” Auch Sophia und Maria bevorzugen „super tolle Pro-Karma-Produkte“ statt günstigem und vermeintlich praktischem Plastikkram, den es quasi an jeder Ecke gibt, der sich aber auch meist genauso geschwind wieder in seine Einzelteile auflöst.
Was genau ist eigentlich unser Problem mit Plastik? Dass Plastik für die Aufbewahrung von Lebensmitteln nicht so optimal ist, da es gesundheitsschädlich sein kann, wurde schon umfassend erforscht (z.B. “Kunststoffe und Bioplastik”, “Plastik raubt Sperma die Kraft”), deswegen fassen wir uns an dieser Stelle etwas kürzer. Insbesondere Plastik-Wasserflaschen sollten vermieden werden, da diese einen großen Teil zur Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik beitragen. Wo eigentlich hauptsächlich die vielfältigen Meeresbewohner unserer Erde ihren Platz haben sollten, finden sich nun immer mehr die Reste unseres Konsums.
Aber wie sollen wir den Unitag ohne Wasserflasche überstehen? Ganz einfach: Statt abgepacktes Plastikflaschen-Wasser zu kaufen und durch die Gegend zu schleppen, kann man dafür auch einfach frühere Saft- oder Smoothie-Flaschen aus Glas benutzen und diese dann vor Ort mit Leitungswasser auffüllen. Das ist nicht nur günstiger, gesünder und umweltschonender, sondern auch sehr praktisch.
Auch bestimmte Getränkehersteller wie Lemonaid und true fruits sehen den Wert in der Wiederverwendung ihrer Flaschen und bieten Gadgets an, mit denen man die Glasflaschen ruckzuck in Essig-und-Öl-Flaschen, einen Puderzuckerstreuer oder auch einen Seifenspender umfunktionieren kann.
Und Gleiches gilt tatsächlich auch für Kaffee: statt dieser lästigen und unschönen Einwegbecher gibt es eine stetig wachsende Auswahl an schicken Mehrwegbechern, die man auch einfach ewig verwenden kann (und die – ganz ehrlich – die meisten von uns sowieso irgendwo im Schrank haben). Hier tut sich momentan einiges an der Uni Mannheim: Bald wird es auch bei uns ein Kaffeebecher Pfandsystem geben!
Auch vor anderen Bereichen unseres Alltags wie beispielsweise dem Kleiderschrank müssen wir nicht Halt machen. Gerade für Kleidung bieten sich Tauschparties an, bei denen Fehlkäufe oder einst gern getragene Kleidungsstücke untereinander ausgetauscht werden. So kann man nicht nur Geld sparen, sondern tut auch was Gutes für die Umwelt.
In Mannheim kommen mit Beginn der wärmeren Tage auch wieder unterschiedlichste Gelegenheiten dafür: Das Café Vogelfrei lädt regelmäßig zum Kleidertauschen ein; auch Flohmärkte eignen sich prima dafür, wie beispielsweise jetzt bald der Mannheimer Nachtflohmarkt am 15. April oder der Hofflohmarkt in der Neckarstad Ost am 22. April und am 7. Mai findet der Mannheimer Textiltausch statt.
Generell können wir also alle einfach ab und an mal schauen, was sowieso schon Zuhause vorhanden ist und uns vor neuen Konsumentscheidungen fragen, ob wir das wirklich brauchen oder es nicht eine Möglichkeit gibt, Vorhandenes wiederzubeleben – so einige Sachen hat man dann doch, die man auch anders nutzen kann. Jeder kleine Schritt zählt, und gemeinsam schaffen wir noch viel mehr!
When you change the way you look at things, the things you look at change – Wayne Dyer
Wer noch mehr Inspiration mag, findet hier einige interessante Ideen zu der Thematik:
http://rehab-republic.de
http://ressourcen-rechner.de
http://viertel-vor.com/category/kleine-schritte/
http://goum.azurewebsites.net/weil-deine-entscheidung-zaehlt/
http://www.smarticular.net/dinge-im-haushalt-wiederverwenden-statt-wegwerfen/
http://insearchof.best/kitchen-hacks-geld-plastik-und-lebensmittel-sparen
https://www.gabarage.at
http://www.upcycling-wohnart.de
https://www.upcycling-deluxe.com
http://upcycling-diy.de
Über die Autorinnen:
Mila Ong
Public Relations
Mila studiert Medien- und Kommunikationswissenschaften mit BWL an der Universität Mannheim und ist Teil des Public Relations Ressorts. Sie kommt aus einer kleinen gemütlichen Stadt namens Herrenberg bei Stuttgart, hat sich jedoch schon seit Herbst 2016 gut im Jungbusch in Mannheim eingelebt. In ihrer Freizeit liebt sie es neue Dinge zu entdecken und herumzureisen.
Anna-Josephine Krüger
CSR/SE
Anna-Jo studiert BWL und Anglistik im Master und ist Teil des CSR-Ressorts. Sie war vorher in Frankfurt, liebt Kamele und bereitet gerade ihre Masterarbeit im CSR-Bereich vor.
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