Recap des 19. Sustainable Business Summit – Outdoorsport und Naturschutz
“Outdoorsport und Naturschutz” – unter diesem Motto stand der 19. Sustainable Business Summit (ehemals CSR-Wochenende) des Lehrstuhls für Corporate Social Responsibility von Prof. Dr. Laura Schons, welcher am vergangenen Wochenende im Mannheimer Schloss stattfand. Im Rahmen von spannenden Vorträgen und interessanten Workshops diskutierten Vertreter des Outdoorsports gemeinsam mit Studierenden, welche Auswirkungen Outdoorsport auf die Natur haben kann und welche Verantwortlichkeiten daraus entstehen.
Michael Verbücheln vom Lehrstuhl Corporate Social Responsibility war dieses Semester für die Organisation des Sustainable Business Summits verantwortlich und eröffnete das Wochenende mit der Frage, wie Outdoorsport und Nachhaltigkeit miteinander in Zusammenhang stehen. Die Teilnehmer erkannten eine zweiseitige Beziehung: Zum einen hat man als Outdoorsportler einen gewissen Effekt auf die Umwelt, zum anderen wächst mit dem Aufenthalt in der Natur das Bewusstsein für die Auswirkungen der Menschheit auf die Natur.
Dr. Josef Zimmermann, erster Vorsitzender der Freunde der Universität Mannheim e.V., stellte in seiner Begrüßung mit Begeisterung fest, dass das Thema CSR zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt – sowohl an der Universität Mannheim als auch in der Wirtschaft. Laut Zimmermann erfordere CSR Werturteile. Und für Werturteile bedarf es sowohl an Wissen, als auch an Engagement – zwei Eigenschaften, die an der Universität Mannheim zu finden seien.
Ewig Dein – schenke unseren Produkten ein langes Leben! – VAUDE
Nach diesen begrüßenden Worten begann das Programm mit einem Vortrag von Lisa Fiedler, Verantwortliche für Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit bei VAUDE, zum Thema “Ewig Dein – schenke unseren Produkten ein langes Leben!”. Dank dem Wunder der Technik wurde Frau Fiedler emissionsfrei direkt via Skype zugeschaltet. In ihrem spannenden Vortrag erzählte sie, die Mission des am Bodensee ansässigen Familienunternehmens sei es, der nachhaltigste Outdoor-Ausrüster Europas zu werden.
VAUDE betrachte zur Erreichung dieses Zieles seine Lieferkette in zwei Richtungen: Zum einen sei es natürlich wichtig, nachhaltige Zulieferer zu finden. Zum anderen dürfe aber auch das andere Ende der Lieferkette, der Endkunde, nicht vernachlässigt werden. Denn nicht nur der Hersteller kann einem Produkt ein langes Leben schenken, sondern auch die Konsumenten. Doch wie kann das Unternehmen die Konsumenten dazu motivieren, seine Produkte möglichst lange zu nutzen? Für diese Herausforderung hat VAUDE vielerlei Lösungsansätze gefunden.
Beispielsweise bietet der Outdoor-Ausrüster einen hauseigenen Reparaturservice an, um so beschädigter Bekleidung oder Ausrüstung eine längere Lebensdauer zu schenken. Außerdem kooperiert das Unternehmen mit iFixit, einer Onlineplattform, die Reparaturanleitungen für die Produkte des Unternehmens bereitstellt. Auch die umweltfreundliche Pflege der Produkte ist für VAUDE sehr wichtig. Deshalb gibt es zu diesem Thema Informationen auf den Etiketten der Bekleidung, aber auch in der unternehmenseigenen App VAUDEpedia. Doch VAUDE sieht weiteres Potenzial für eine noch nachhaltigere Unternehmensführung, weshalb das neue Geschäftsmodell “mieten statt kaufen” entwickelt wurde.
So soll es für Kunden in Zukunft auch online möglich sein, Zelte, Rucksäcke, Reisegepäck etc. auszuleihen. Zu guter Letzt zeigte Frau Fiedler auf, dass VAUDE sich zudem darüber Gedanken macht, was mit seinen Produkten nach der Nutzung passiert. Auch hierfür hat das Unternehmen mehrere Lösungen gefunden: Gut erhaltene Produkte können im VAUDE Second Use Shop auf ebay weiterverkauft werden. Außerdem gehen Produktspenden an Fair Wertung. Reststücke, die in der Produktion anfallen, werden von VAUDE upgecycelt, zum Beispiel zu Turnbeuteln.
Natur erleben, begreifen und schützen – Deutscher Alpenverein
Da der Vortrag von Sarah Lenz von der Bergzeit GmbH krankheitsbedingt leider ausfallen musste, ging es im Anschluss direkt mit dem Vortrag zum Thema “Natur erleben, begreifen und schützen” von Peter Welk vom Deutschen Alpenverein Mannheim weiter. Der 1869 gegründete Deutsche Alpenverein (DAV) ist mit knapp 1,2 Millionen Mitgliedern der weltgrößte Bergsportverband. Anhand des Zuwachses von etwa 50.000 Mitgliedern pro Jahr lässt sich ein zunehmendes Interesse am Bergsport erkennen. Seit der Gründung des Vereines wurden seine Ziele um neue, dem Naturschutz und der Nachhaltigkeit gewidmete Ziele erweitert.
So ist es dem Verein beispielsweise ein Anliegen, Naturzerstörungen zu vermeiden und die nachhaltige Entwicklung des Alpenraumes zu fördern. Des Weiteren berichtete Herr Welk davon, welche Auswirkungen der Klimawandel in den Alpen hat. Durch den Temperaturanstieg um zwei Grad in den letzten 100 Jahren ist in den Ostalpen bereits ein erschreckender Rückgang der Gletscher zu beobachten. Außerdem sei ein starker Rückgang der Schneemenge und -grenze in den nächsten Jahren zu erwarten.
Die Folge all dieser Entwicklungen: veränderte Tatsachen für Bergsportler und den DAV, denn trotz Beschneiung seien viele Skigebiete nicht mehr schneesicher. Außerdem steige die Gefahr durch Felsstürze; viele Touren werden gefährlicher und schwieriger. Um dem Klimawandel und seinen Folgen entgegenzuwirken und das Bewusstsein der Bevölkerung zu stärken, hat der DAV deshalb ein Grundsatzprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes sowie umweltgerechten Bergsport eingeführt. Beispielsweise wurde das Projekt “Skibergsteigen umweltfreundlich” ins Leben gerufen oder die Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit in alle Fachübungsleiter- und Trainerausbildungen integriert.
Zum Schluss seines Vortrags zeigte Herr Welk auf, was jeder Einzelne tun kann. Zum Beispiel sei es wichtig, seine Bergsportaktivitäten an klimatische Gegebenheiten anzupassen, statt in weit entfernte Tourenziele zu flüchten. Außerdem helfe es, Mehrtagestouren statt Tagestouren durchzuführen und die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Vor allem aber sei es von Bedeutung, nicht jedem Trend nachzugehen und vermeintliche Attraktionen, die die Natur schädigen und nicht nachhaltig sind, zu meiden.
Am zweiten Tag starteten die Studierenden direkt mit einem der drei angebotenen Workshops. Zur Wahl standen Workshops zu den Themen Actionsport, Outdoorsport und Umweltbewusstsein sowie Vereinbarkeit von Outdoorsport/-mode und Nachhaltigkeit.
Actionsport als Tool der Personalführung und -entwicklung
Die Studierenden im ersten Workshop, geleitet von Holger Schumacher (ehemaliger Stuntman, arbeitet heute als Risiko Coach und Speaker) und Boźo Wecke (seit mehr als 30 Jahren aktiver, passionierter Actionsportler, langjähriger Business-Coach in der Sport- und Automobilindustrie mit dem Schwerpunkt Personalentwicklung), beschäftigten sich mit dem Thema “Actionsport als Tool der Personalführung und -entwicklung? Grenzen überwinden, Selbstvertrauen gewinnen und lebenslanges Lernen”. Im Mittelpunkt stand hier also Humankapital als wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Zunächst wurde ein Screening mit DNLA gemacht – einem Tool zur Kompetenzmessung und Potentialanalyse, welches zur Verbesserung der Personalführung verwendet wird.
Anschließend ging es nach draußen: Holger und Boźo hatten Mountainbikes mitgebracht, auf welchen die Workshopteilnehmer einige Übungen machen sollten. Beispielsweise lernten sie, beim sehr langsamen Fahren das Gleichgewicht zu halten oder Hindernisse wie Wippen zu überqueren. Ziel solcher Übungen ist es, herauszufinden, wie sich außerfachliche Kompetenzen auch innerhalb des Jobs anwenden lassen. Im Anschluss an die Übungen wurde das DNLA Screening wiederholt und tatsächlich erzielte über die Hälfte der Teilnehmer beim zweiten Screening ein besseres Ergebnis als vor dem Training. Das Fazit des Workshops: Für eine gute Personalführung ist es essentiell, die Stärken jedes Mitglieds eines Teams herauszuarbeiten, zu fördern und so als Vorteil für das gesamte Team zu nutzen.
Outdoorsport und Umwelt
Thorsten Schmitt, Personal Trainer aus Walldorf und Inhaber des OutdoorCircuit Heidelberg sowie der Outdoor Athleten, behandelte gemeinsam mit seinen Workshopteilnehmern das Thema “Outdoorsport und Umweltbewusstsein”. Zunächst stellte Schmitt den OutdoorCircuit vor und versuchte anschließend mit den Studierenden zu definieren, was alles unter dem Begriff ‘Outdoorsport’ zu verstehen ist. Des Weiteren wurden die Vorteile von Outdoorsport gegenüber Indoorsport thematisiert. So ist beispielsweise nachgewiesen, dass die Trainingseffekte größer sind, wenn der Sport draußen betrieben wird und dass gleichzeitig die Abwehrkräfte gestärkt werden.
Dann wendeten sich die Teilnehmer dem Thema Umweltbewusstsein zu. Diskutiert wurde, ob Outdoorsport eventuell negative Effekte auf die Umwelt hat und welche Möglichkeiten es gibt, den Sport nachhaltiger zu gestalten. In Gruppenarbeit sollten die Studierenden später ein Outdoor-Fitness-Event planen und dabei sowohl Finanzierung, Location, Stakeholder- und Partnermanagement als auch das Ziel und Werbemaßnahmen aus Sicht von Outdoorfitness-Anbieter, Outdoor-Ausstatter und Trainer in Betracht ziehen.
Vereinbarkeit von Outdoormode/-sport und Nachhaltigkeit
In Workshop Nummer drei diskutierten die Teilnehmer die Frage “Natur Pur – oder doch nicht? Lassen sich Outdoormode/-sport und Nachhaltigkeit tatsächlich gut vereinen oder ist es gar ein Widerspruch?”. Geleitet wurde dieser Workshop von Kristin Heckmann, Verantwortliche für den CSR-Bereich der Hess Natur-Textilien GmbH, einem nachhaltigen Modelabel. Zunächst gab es eine Diskussion um die Frage, ob die Zunahme der Outdoorbewegung in den letzten Jahren und der steigende Freizeitwert der Natur zu einem höheren Umwelts- und Nachhaltigkeitsbewusstsein von Marken und Konsumenten geführt hat.
Dafür wurden die Teilnehmer in zwei Teams aufgeteilt. Während ein Team die Pro-Seite übernahm, sollte das andere Team die Gegenseite vertreten. Schnell merkten die Teilnehmer, dass das Thema sehr viele Aspekte mit sich bringt und es hierbei kein schwarz und weiß gibt. Im Anschluss an die Diskussion stellte Frau Heckmann Hess Natur vor. Darauf folgte ein Austausch über die Textilbranche im Allgemeinen. Wie vielleicht nicht jeder wisse, sei die Textilbranche die zweitschmutzigste Industrie nach der Ölindustrie, so Heckmann. Zum Schluss wurde noch die Verantwortung sowohl von Unternehmen als auch von Kunden diskutiert. In diesem Rahmen wurden auch Gesetzgebung, Marketing und Kommunikation von Nachhaltigkeit thematisiert.
Nach einer gegenseitigen Vorstellung der Workshopergebnisse im Plenum neigte sich der 19. Sustainable Business Summit dann auch schon wieder dem Ende zu. Doch keine Bange: Auch im FSS 2018 findet der Sustainable Business Summit wieder statt, dann unter dem Thema “Corporate Volunteering”.
Wir danken dem Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility für ein gelungenes und äußerst spannendes Wochenende und freuen uns schon auf das kommende Sustainable Business Summit im nächsten Semester!
Zum Schluss noch der Hinweis darauf, dass der Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility am Mittwoch, den 08. November 2017, eine Sharing Party veranstaltet. Das Event findet in O 51-54 statt.
Über die Autorin:
Kathrin Ruhnke
CSR/SE
Kathrin studiert BaKuWi (Anglistik und BWL) an der Uni Mannheim, ist seit Februar 2017 bei Infinity dabei und leitet stellvertretend das CSR/SE-Ressort sowie gemeinsam mit Rebecca den Blog. Momentan macht sie ein Praktikum in der Nachhaltigkeitskommunikation. In ihrer Freizeit backt sie gern und erfreut damit nicht nur ihre Mitbewohner, sondern auch die Infinity-Familie.
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