Was bei der Ernährung für viele längst dazugehört, kommt langsam auch in der Mode an: Der Wunsch, möglichst umwelt- und tierfreundlich zu konsumieren. Der vegane Lebensstil wird immer beliebter und macht auch vor vielen Kleiderschränken nicht mehr Halt. Doch trotz gestiegener Nachfrage arbeitet nur ein Bruchteil der Modeindustrie mit veganen Stoffen: Eine Zwickmühle für viele modebewusste Frauen.

Melina Bucher (25) aus Mannheim kennt das. Die BWL-Absolventin der Universität Mannheim liebt Mode, entschied sich aber bewusst gegen das Tragen von tierischen Produkten. 2018 gründete sie „bucherbags“: Ein Startup für vegane Handtaschen und Accessoires. Im Interview mit INFINITY Mannheim berichtet die junge Gründerin, was sie zu dieser Entscheidung bewegt hat.

 

bucherbags_girlboss
Melina Bucher
Foto: Marina Schneider-Moog

Was hat Dich dazu motiviert, Deine eigenen Handtaschen auf den Markt zu bringen?

Eigentlich begann alles vor sechs Jahren. Als ich Vegetarierin wurde, stand für mich fest: Wenn ich keine Tiere mehr esse, möchte ich auch kein Leder mehr tragen. Leichter gesagt als getan, denn kaum ein großes Modelabel stellt vegane Handtaschen her. Ich habe jahrelang nach einer nachhaltig produzierten, veganen – und vor allem schönen! – Handtasche gesucht. Ich dachte, dass irgendwann solch eine Tasche auf den Markt kommt, aber es kam nichts. Im Master an der Uni Mannheim habe ich dann viele Startup Kurse belegt. Das hat mich unfassbar inspiriert und mir den Mut gegeben, meine Traumtasche selbst zu entwerfen. Wenn es keiner macht, mache ich es eben selber. Ich wollte eigentlich immer Modedesign studieren, weil mich Mode total begeistert. Jetzt promoviere ich in Steuerlehre – und so komme ich auf Umwegen doch dazu, etwas zu designen. Das macht mich total glücklich.

Kannst Du ein wenig von Deiner Kollektion erzählen? Was für Taschen habt ihr aktuell im Sortiment?

Wir sind mit drei Taschen gestartet: Trudy, Indy, und Angel – eine Clutch, eine Henkeltasche und ein Shopper. Die Namen haben wir ganz bewusst ausgewählt, denn sie stehen alle für ein Tier, das meiner Familie, meinen Freunden oder mir sehr am Herzen liegt. Meinem Kater Indy ist zum Beispiel unsere Henkeltasche gewidmet. Er ist ein wunderschöner, eleganter, willensstarker Kater… genau diese Attribute spiegeln sich in unserer Indy-Tasche. Mir macht es Spaß, um das Leben dieser besonderen Tiere mit unseren bucherbags eine Geschichte zu erzählen. Das spiegelt auch unsere Leidenschaft für Tiere, was bei uns an oberster Stelle steht. Deswegen sind unsere Taschen auch 100% vegan. Vegane Stoffe, Farben und Klebstoffe: Für keine bucherbag musste jemals ein Tier leiden.

 

bucherbags_katze
Die Henkeltasche ist Melinas Kater Indy gewidmet. Er ziert auch den Innenprint und den Dustbag der Handtasche.
Foto: Patrick Richter

 

Für was steht bucherbags – abgesehen von Leidenschaft für Tiere – noch? Was macht Eure veganen Handtaschen so besonders?

Wir vereinen Style, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Vielen veganen Modelabels fehlt ganz klar der Nachhaltigkeitsaspekt. Die Mehrheit lässt in China oder anderen Niedriglohnländern produzieren. Das kam für mich nicht in Frage. Unsere bucherbags werden in Europa gefertigt, unser Designer kommt sogar aus Mannheim – quasi um die Ecke. Das war mir extrem wichtig. Zweitens sind viele vegane Taschen extrem schlicht gestaltet, mit wenig Accessoires und funktionalen Elementen. Das hat mir gefehlt. Alle unsere Taschen sind größenverstellbar, haben herausnehmbare Innentaschen und Fächer für Lippenstift, Schlüssel und Co: Da ist alles aufgeräumt und hat seinen Platz.

 

Ich möchte nochmals auf den Nachhaltigkeitsaspekt eingehen: Was genau ist an bucherbags nachhaltig?

In erster Linie sind das unsere Taschen und deren Material. Wir verwenden für unsere Handtaschen nachhaltig angebaute Bio-Baumwolle, auf die eine PU/PVC-Verbindung kommt. Wir haben lange getestet bis wir das perfekte Material für unsere Taschen gefunden hatten. Unser Stoff ist sehr robust und macht unsere Taschen so lange haltbar. Aktuell sind viele vegane Handtaschen aus anderen Materialien sehr anfällig und halten kaum ein Jahr.

Das ergibt für mich keinen Sinn. Handtaschen sollen Menschen lange Freude bereiten – auch um der heutigen Wegwerf-Bewegung der Modebranche entgegenzuwirken. Zum anderen ist unsere Produktion nachhaltig. Ich bin der Ansicht, dass sich jedes Modelabel seine Hersteller nach sozialen und nachhaltigen Kriterien aussuchen sollte.

 

 

Ist ein veganes Lederimitat denn genauso funktional wie echtes Leder?

Ja, definitiv. Es ist sogar oft belastbarer als Leder. Deswegen sind auch viele Automobilhersteller, wie Tesla, schon auf veganes Leder im Innenraum umgestiegen. Zum einen, weil veganes Leder in der Herstellung weniger CO² verbraucht als echtes Leder, da die ganzen Gerbprozesse wegfallen. Zum anderen ist veganes Leder oft belastbarer als echtes Leder. Im Prinzip ist Leder nichts anderes als eine Tierhaut, die haltbar gemacht wird. Bei veganen Stoffen kann man spielen und verschiedene Materialien miteinander verbinden, bis man den perfekten Stoff für seine Anwendung gefunden hat. Ich bin mir sicher, dass veganes Leder in der Zukunft eine noch größere Rolle spielt – nicht nur in der Mode- und Automobilindustrie. Und das aus gutem Grund.

 

Wenn Du einen Wunsch frei hättest: Was würdest du gerne mit bucherbags erreichen?

Mein größter Wunsch ist es, Menschen dafür zu sensibilisieren, dass hochwertige, schöne Produkte und vegane Materialien keinen Widerspruch darstellen. Wenn ich mir vorstelle, dass eine junge Frau in einen Laden kommt und gezielt nach einer veganen Handtasche greift, weil sie einfach schöner, hochwertiger und nachhaltiger als eine Ledertasche ist, macht mich das total glücklich. Das ist mein Traum.

 

Ihr möchtet mehr über bucherbags erfahren? Auf Instagram oder der Website des Startups bekommt ihr viele zusätzliche Informationen und bleibt immer auf dem neuesten Stand

 


Über die Autorin:

kathrin_rüeck

Kathrin Rüeck
Public Relations
Kathrin studiert BWL und Anglistik im 4. Mastersemester und ist Teil des PR Ressorts. Aktuell arbeitet sie als Werkstudentin in der Unternehmenskommunikation der SAP SE und bereitet sich nebenher auf ihren ersten Marathon vor.