Die Bananen sind überreif, die Orangen verdorben und das Brot nicht mehr frisch – in Deutschland werden pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das muss nicht sein, dachte sich auch Alexander Gossmann, Mitbegründer des Mannheimer Start-Ups „OPAL“ und entwickelte aus dem Problem eine lukrative Geschäftsidee.

„Ich bin gleich bei Ihnen“ sagt Gossmann mit einem Lächeln im Gesicht und dem Smartphone am Ohr als er uns durch die offene Tür seines Büros begrüßt. Gossmann arbeitet seit 2013 an Lösungen für den Lebensmitteleinzelhandel, die die Bedürfnisse der Endkunden möglichst genau vorhersagen und somit einen nachhaltigen, ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln ermöglichen sollen. Wieso er mit Software die Welt des Lebensmitteleinzelhandels verändern möchte, warum sich Nachhaltigkeit auch finanziell lohnt und worauf man als Gründer achten sollte, erzählt er uns in einem Interview.

Von der Idee zum Start-Up

OpalMich hat operationale Business Intelligence schon immer fasziniert“, sagt Gossmann. Der studierte Wirtschaftsinformatiker beschäftigte sich bereits während seines Promotionsstudiums mit Lösungen für den Bake-Off-Bereich – dem semiauto-matisierten Aufbacken von Backwaren in Supermärkten und Bäckereien. „Der Handel ist aufgrund des Drucks, ständige Verfügbarkeit und maximale Frische zu gewährleisten, prädestiniert für die Anwendung von Business Intelligence“, so Gossmann. Auch wenn es zu seiner Promotion wegen der Schließung des Lehrstuhls bisher nicht gekommen ist, selbständig gemacht hat er sich trotzdem – mit einer nachhaltigen Idee und seinem Forschungskollegen Marc Huber.

Eine Unternehmensgründung ist ein ständiges Auf und Ab. Es läuft selten exakt nach Plan“, erklärt Gossmann. „Deshalb hilft es uns sehr, langfristig zu denken und gefördert zu werden.“ Mit Echtzeitanalysen von operativen Massendaten wollen Gossmann und Huber Opal3 die Bedürfnisse der Endkunden genau vorhersagen und nebenbei den Lebensmitteleinzelhandel nach-haltiger gestalten. Von Beginn qualifizierten sie sich so für das SAP Start-Up Fokus Programm, welches ihnen die Arbeit mit SAP Software erleichtert und wertvolle Kontakte verschafft.

Auch der Gründungsort stellte sich als ideal heraus. „Mannheim hat eine sehr gute Infrastruktur und unterstützt Start-Ups aktiv. Wir sitzen hier nicht mehr wie anfangs mit Laptops in Unifluren sondern in einer geförderten Umgebung, die sehr gut gelegen und vor Kunden repräsentabel ist“, erklärt Gossmann. Wie zahlreiche andere Start-Ups hat OPAL seit 2014 seinen Sitz in Mannheims modernen MAFINEX-Technologiezentrum.

OPALs Lösung: eine Win-Win-Win-Situation für Endkunde, Handel und Umwelt

Frische ist im Lebensmitteleinzelhandel das A und O. Diese Herausforderung versuchen wir anhand von Datenauswertungen zu lösen“, erklärte Gossmann. In Echtzeit werten OPALs Lösungen riesige Mengen an überregionalen und standortbezogene Daten aus, beziehen externe Einflussfaktoren wie Wetter und kalendarische Ereignisse mit ein und sollen dem Kunden so helfen, die richtigen Mengen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen. opal_breadDie Belieferung der Filialen wird effizienter an die Nachfrage der Konsumenten angepasst. Davon profitieren alle Beteiligten: Der Einzelhandel kann Verluste aus Verderb und Abschreibungen reduzieren, die Verfügbarkeit der Waren steigern und von Wettbewerbsvorteilen profitieren. Der Endkunde findet ein frischeres und nahezu vollständiges Sortiment vor. Folglich entsorgen beide Seiten weniger Lebensmittel: eine Win-Win-Win-Situation für Endkunde, Handel und Umwelt.

Die Zukunft OPALs und der Lebensmittelbranche

Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr weggeworfen [/ut_count_up] Werden die Lösungen von OPAL in 10 Jahren Branchenstandard sein? Gossmann lacht. „Ja, aus meiner Sicht auf jeden Fall“, erklärt er. Bereits heute gehören große deutsche Supermärkte zu den Kunden von OPAL. Auch bei der Bäckereikette Goertz läuft das System bereits in 30 Testfilialen und soll bald in allen 140 Filialen integriert werden. „Der gesamte Handel wird in den kommenden Jahren weiter digitalisiert und automatisiert“, sagt Gossmann. In Zukunft möchte OPAL auch branchen-übergreifend die Ressourcenverschwendung eindämmen. „Viele Unternehmen können ihre Lieferketten noch optimieren und nachhaltiger gestalten“, so Gossmann. Herausforderungen zu begegnen und innovative Lösungen zu entwickeln, darauf wird es auch in Zukunft immer stärker ankommen.

Herr Gossmann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview wurde geführt von Cathrin Falk (CSR & SE, Projektleiterin) und Svenja Hansen (CSR & SE, stellv. Vorstand)

Liebe Leser, hat euch das Interview gefallen? Was haltet ihr von der Idee die Lebensmittelverschwendung durch Business Intelligence einzudämmen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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