»Wir wollen ein durch und durch nachhaltiges Unternehmen sein. Dieser Vision kommen wir jedes Jahr ein Stückchen näher« so Antje von Dewitz, CEO des deutschen Outdoor-Ausstatters Vaude. Im November letzten Jahres war Lisa Fiedler aus dem Business Development & CSR von VAUDE mit einem Vortrag zu Nachhaltigkeit in der Unternehmensentwicklung bei uns an der Universität Mannheim zu Gast. Sie hat von vielen spannenden, innovativen und tollen Produkten und Projekten erzählt, sodass wir sie einfach/unbedingt interviewen mussten um noch mehr über VAUDE zu erfahren!

Der Outdoor-Ausrüster mit Sitz im idyllisch gelegenen Tettnang nahe des Bodensees wurde 1974 von Albrecht Dewitz gegründet und befindet sich seitdem zu 100% in Familienbesitz. Für die Umsetzung der nachhaltigen Unternehmensphilosophie und Nachhaltigkeitsstrategien ist dies durchaus von Vorteil, wie mir Frau Fiedler erklärt. Denn Vaude kann so bewusst seinen nachhaltigen Weg gehen und an manchen Stellen auch auf Marge durch Querfinanzierung verzichten. Das Ziel ist auch nicht die reine Gewinnmaximierung – es geht hier um ein langfristiges Verständnis von Wirtschaften. So wird bei bestimmten Produkten, wie etwa den Radtaschen, bewusst auf umstrittene Materialien wie PVC verzichtet und auf eine umweltfreundliche Alternative zurückgegriffen, die aber im Einkauf wesentlich teurer ist. Der Grund: PVC hat gravierende Umweltauswirkungen in der Herstellung – es kann nicht entsorgt und auch nicht wiederverwertet werden. Allerdings bedarf es nicht nur eines guten und attraktiven Angebots an umweltfreundlichen Alternativen, sondern es braucht auch einen Wandel im Konsumverhalten, sodass Produkte mit schädlichen und bedenklichen Substanzen in Zukunft weniger bis gar nicht mehr nachgefragt werden.

Für Vaude, erzählt mir Lisa Fiedler weiter, bedeutet Nachhaltigkeit ganz bewusst soziale, ökonomische und ökologische Aspekte zu betrachten und dabei eine Balance zu finden. Es geht um ein positives Arbeitsklima sowie die Wertschätzung und den Umgang mit den Mitarbeitern, aber eben auch, dass die Produkte möglichst fair, umweltfreundlich und nachhaltig produziert werden.

Bei der Vermarktung achtet das Unternehmen darauf, eine Sensibilisierung zu schaffen, sodass der Mehrwert der Produkte erkannt und von den Konsumenten geschätzt werden kann. Durch faktenbasiertes Marketing erfolgt eine klare Abgrenzung vom viel diskutierten und umstrittenen Greenwashing. Aber man muss dazu auch emotionale Geschichten erzählen, denn in der Natur wartet das Abenteuer – die Herausforderung über sich hinaus zu wachsen und der Anreiz Neues zu entdecken. Und das muss authentisch und kreativ kommuniziert werden. Dies ist vor allem in Bezug auf den in der Textilbranche herrschenden Dschungel aus Siegeln und diversen Zertifizierungen wichtig. Mit dem eigens  entwckelten Label Greenshape versucht Vaude bereits transparente Kriterien zu schaffen. Aber diesen wichtigen Aspekt dem Endverbraucher erlebbar und greifbar zu machen ist eine kleine Challenge, da viele naturwissenschaftliche Themen einfließen.

Große Unternehmen mögen zwar höhere und mächtigere Einflussmöglichkeiten sowie einen großen finanziellen Spielraum haben – aber um einen Wandel bei den Herstellern und im Konsumverhalten zu bewirken, braucht es auch die positiven Beispiele wie Vaude. Die Outdoor-Branche ist dabei eine Art Vorreiterbranche – auch beeinflusst durch Awareness-Kampagnen von Greenpeace, die öffentlichen Druck erzeugten durch die hohe Chemiekalienbelastung in Outdoor-Kleidung. Das Gute: auf den Druck wird reagiert und an Branchenstandards über die gesamte Lieferkette hinweg wird gearbeitet. Auch politisch tut sich etwas – durch die Bildung von Textilbündnissen und die Entwicklung eines ganzheitlichen Siegels.

Als ich Lisa Fiedler nach dem Bezug zu den Sustainable Development Goals (SDGs) gefragt habe, meinte sie, dass ihre anfängliche Vermutung bestätigt wurde – nämlich, dass diese von den Vereinten Nationen definierten Ziele ein großer Schritt in die richtige Richtung auf politischer und unternehmerischer Ebene sind. Branchenübergreifend über die Textilindustrie hinaus beschäftigen sich immer mehr Unternehmen mit den Chancen und Handlungsoptionen, welche die SDGs aufzeigen. Es werden Fragen angestoßen wie sich Unternehmen weiterentwickeln und eine motivierende und positiv inspirierende Kraft verbreiten können. Goal 17 beschreibt wie sich die 17 Ziele in einen größeren Zusammenhang einordnen lassen, denn letztendlich können diese nur durch gemeinschaftliches Engagement und Kooperation erreicht werden.

Wir bedanken uns bei Lisa Fiedler und VAUDE für das spannendes Interview!


Über die Autorin:

Sarah Baumjohann
IT & Quality Management
Sarah studiert im 4. Semester BWL im Bachelor, ist Teil des IT Ressorts und engagiert sich neben Infinity in der Politik. Aktuell arbeitet sie als Werkstudentin bei der SAP SE im Bereich Engineering Services and Operations.

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