Recap des 18. CSR-Wochenende: Verantwortung durch Vielfalt
Unter dem Motto “Verantwortung durch Vielfalt” lud der Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility von Prof. Dr. Laura Schons am letzten Wochenende zum 18. CSR-Wochenende. In spannenden Vorträgen am ersten Tag und interessanten Workshops am zweiten Tag wurden die Chancen und Herausforderungen der Diversität im Arbeitsmarkt, vor allem in Zeiten der Flüchtlingskrise, thematisiert.
„Es ist nicht nur ein Thema von Rahmenbedingungen, sondern es geht um einzelne Menschen. Die Flüchtlingsfrage bringt uns dazu, unser Wertegerüst zu hinterfragen und uns mit dem Gut, in einer Demokratie zu leben, auseinanderzusetzen.“- Dr. Josef Zimmermann, Freunde der Universität Mannheim e.V., in seiner Begrüßung
Am Freitag begann das Programm mit dem Vortrag von Carolin Krautz, Projektkoordinatorin der Flüchtlingshilfe bei Volkswagen. Sie stellte in Ihrem Vortrag die Ziele und Projekte des Konzerns in diesem Bereich vor. Die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung sei für ein Unternehmen wie Volkswagen mit einem Umsatz von 7,1 Mrd. € (nach Steuern) selbstverständlich. “Begegnung. Bildung. Integration” – das sind die drei Säulen des Engagements des Volkswagen Konzern. Von Sprachkurs bis Studium, von Praktikum zum Berufseinstieg, von der Ersthilfe bis zur Alltagsbegleitung; so versucht Volkswagen Geflüchtete in Deutschland zu integrieren und ihre Berufsfähigkeit zu fördern.
Auch das akademische Auslandsamt unserer Universität hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie man Geflüchteten auf ihrem Weg in Ausbildung und Berufsleben helfen kann. Im zweiten Vortrag berichtete daher Angela Dörflinger wie das Akademische Auslandsamt der Universität Mannheim seit 2015 studieninteressierte Geflüchtete sowohl hinsichtlich des Hochschulzugangs als auch der Studienvorbereitung durch Deutschkurse und fachspezifische Vorbereitung betreut. Außerdem sollen die Geflüchteten durch Interaktion mit deutschen Tandem-Partnern besser integriert werden. Bei Interesse an solch einem Tandem kann man immer gerne das Akademische Auslandsamt kontaktieren.
“Help the World run better and improve people’s lives”: Karl-Heinz Obert von SAP betonte in seinem darauf folgenden Vortrag, dass die Informationstechnologie einen wertvollen Beitrag dazu leisten könne, die Herausforderungen der Flüchtlingskrise zu meistern. Da SAP als großes Unternehmen sowieso aus einer multikulturellen Belegschaft besteht und die Betriebssprache Englisch ist, habe der Konzern unter dem Motto “Integration durch Beschäftigung” seit 2015 pro Jahr weitere 100 Praktika und 10 Studien-/Ausbildungsplätze geschaffen, um den Teilnehmern eine berufliche Perspektive zu schaffen.
Das war gar nicht so schwer: Wie Herr Obert erzählt, “haben wir halt Runden gebildet und uns unterhalten, die Ärmel hochgekrempelt und angefangen”. Und was noch erfreulicher ist: 2016 entstanden dadurch 26 Folgeverträge, so dass das Unternehmen dieses Projekt gerne fortführen und sogar ausbauen möchte.
Als letzter Vortrag am Freitag kam Lisa Fiedler vom Outdoorhersteller VAUDE. Das familiengeführte Unternehmen folgt natürlich wirtschaftlichen Interessen, möchte aber auch dem Gemeinwohl dienen und an gesellschaftlichen Veränderungen teilhaben. Nachdem sich VAUDE zu Beginn der Flüchtlingskrise mit Produktspenden und regenfester Kleidung engagiert hat, wollten sie mehr tun, da eine Integration in die Arbeitswelt wertvolle Kompetenzen und Ressourcen einbringe.
Nach gemeinsamen Sportaktivitäten hat VAUDE einen Tag der offenen Tür mit Bewerbungstraining angeboten und eine Nähwerkstatt mit Materialresten aus der Produktion ins Leben gerufen – dabei konnten sich die vielen zusammenkommenden Nationalitäten am einfachsten auf Deutsch verständigen, und der Erlös der gefertigten Taschen wurde dann gespendet. Mittlerweile konnte VAUDE mehrere Praktika anbieten und hat acht Festanstellungen umsetzen können.
Als Fazit sieht Frau Fiedler die Bedeutung von sinnstiftendem Engagement; kritische Stimmen müssten unbedingt ernst genommen werden und in das Gespräch integriert werden, und Erwartungen sollten von Anfang an klar kommuniziert werden. Dass der Engpass bei der Produktion in einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten endete, da es einen Einstieg für Geflüchtete bietet, bestärkt die auf Vertrauen basierende Unternehmenskultur.
Am zweiten Tag des CSR-Wochenendes konnten die Studierenden an einem von drei spannenden Workshops teilnehmen und mit ihren Referenten echte Lösungsansätze zum Thema Verantwortung durch Vielfalt erarbeiten. Der Workshop von Alexander Kraemer von AfB drehte sich unter dem Namen “Digital Rebound” um die Mitarbeiter von Unternehmen, deren Arbeitsplätze durch die Digitalisierung gefährdet sind.
In zwei Gruppen erarbeiteten die Teilnehmer an einem realen Beispiel Lösungswege, um die Wegrationalisierung dieser Mitarbeiter zu verhindern oder ihnen neue Berufsperspektiven zu ermöglichen. Das Beispiel mit dem die Gruppen arbeiteten waren Busfahrer, deren Berufsbild durch das autonome Fahren in Zukunft hinfällig wird. Auf kreative Weise wurde dieses Problem zum Beispiel durch Umschulung der Busfahrer oder Erstellen eines neuen Business Modells gelöst.
Der Workshop mit Soufeina Hamed von der LEAD Academy “Reflect, Act, Empower” thematisierte antimuslimischen Rassismus im Arbeitskontext. Dieses sowohl komplexe als auch sensible Thema ist durch die Terrormiliz IS auch in Deutschland brandaktuell. Die Ablehnung, die Muslime erfahren, ist für Nicht-Muslime teilweise wenig zu spüren. Deshalb diskutierten die Teilnehmer mit Frau Hamed intensiv was antimuslimischer Rassismus überhaupt bedeutet und wie er sich in Alltag und Berufsleben äußert.
Besonders spannend war dabei die Betrachtung und Analyse von Cartoons, die die Berlinerin im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit publiziert. Sie zeigen Situationen von Rassismus, die so subtil sind, dass sie erst bei genauem Hinschauen sichtbar werden. Das Ziel des Workshops war es, die Teilnehmer für antimuslimischen Rassismus zu sensibilisieren und sie dadurch darin zu bestärken, aktiv zu intervenieren, wenn sie eine solche Situation erleben sollten.
Der dritte Workshop mit Dr. Hartmut Unger von BASF drehte sich um die Wirkung von CSR- Maßnahmen nach dem Motto “Gute Absicht – gute Tat – gute Wirkung?”. Basierend auf dem Abwägen zwischen Empathie und Vernunft gab Herr Unger Einblicke in die Entwicklung des gesellschaftlichen Engagements der BASF. Das Unternehmen sieht sich verantwortlich für die Gesellschaft, und hat beispielsweise schon früh Kultur und Kunst gefördert, um zwischen Menschen zu vermitteln. Da dies jedoch hauptsächlich durch willkürliches Mäzenatentum geschah, kam die Frage auf “Wenn wir jetzt so mit der Gießkanne durchs Land gehen, erreichen wir dann überhaupt etwas?”. Daher sollte ein ganzheitlicher und strategischer Ansatz her; das Unternehmen möchte die angestrebten Veränderungen und Wirkungen auch erfassen. Dafür nutzen sie das IOOI-Prinzip, was sich aus Input (Ressourcen), Outcome (Wirkung Zielgruppe) Output (Leistungen), und Impact (Wirkung Gesellschaft) zusammensetzt.
Dabei dienen die von der UN definierten SDGs als Referenzrahmen für gesellschaftliche Aktivität, um strategische und wirkungsorientierte Ziele zu suchen. Auch hierbei sei es essentiell, die Partner ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Mit verschiedenen Fragerunden und Aufgabenstellungen zu dem Themengebiet war das Fazit des Workshops daher “Gutes tun bedeutet nicht nur ein guter Mensch zu sein, sondern auch Gutes gut zu tun”.
Dieser ganzheitliche Ansatz wurde auch bei der Organisation des Wochenendes umgesetzt: „Natürlich versuchen wir, nicht nur im Bezug auf die Inhalte der Beiträge das Thema Nachhaltigkeit aufzugreifen“, betont Lisa Rothenhöfer vom Lehrstuhl CSR im Nachgang. „Darüber hinaus streben wir an, auch die Veranstaltung selber möglichst nachhaltig zu gestalten, zum Beispiel in dem wir möglichst wenig Papier verbrauchen und nur vegetarisches Essen servieren.
Dabei hilft uns auch die Kooperation mit der Studierendeninitiative Infinity sehr, die es ermöglicht hat, dass wir das Mittagessen am zweiten Tag vorwiegend aus „geretteten“ Lebensmitteln bestritten haben, die ansonsten entsorgt worden wären. Bei den Teilnehmern kam das sehr positiv an. An dieser Stelle also nochmal ein großes Danke an Infinity!“
Wir freuen uns sehr über diese erfolgreiche Kooperation, danken dem Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility für ein gelungenes und äußerst spannendes Wochenende und freuen uns schon auf das kommende CSR-Wochenende im nächsten Semester!
Mehr Informationen zu diesem und vorherigen CSR-Wochenenden findet ihr hier: Das nächste Wochenende wird im Oktober 2017 stattfinden, die Anmeldung hierfür beginnt im September über das Portal.
Über die Autorinnen:
Konstanze Piekenbrock
Public Relations
Konstanze Piekenbrock studiert Makuwi Anglistik an der Uni Mannheim und ist seit diesem Jahr Teil des PR-Ressorts. Grundsätzlich freundet sie sich nur mit Menschen an deren Namen schön sind – ihre beste Freundin heißt mit zweitem Namen auch Konstanze.
Anna-Josephine Krüger
CSR/SE
Anna-Jo studiert BWL und Anglistik im Master und ist Teil des CSR-Ressorts. Sie war vorher in Frankfurt, liebt Kamele und bereitet gerade ihre Masterarbeit im CSR-Bereich vor.
Rebecca Neumayr
Public Relations
Rebecca studiert im 4. Semester Anglistik mit BWL im Bachelor und ist Teil des PR Ressorts. Aktuell arbeitet sie als studentische Hilfskraft bei der Mannheim Business School
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