RECYCLE – Make Recycling Sexy (Again)
Wohin kommt eigentlich der Müll, der bei unserem alltäglichen Konsum anfällt? Früher oder später hat sich diese Frage vermutlich jeder von uns schon einmal gestellt. Eines ist laut Avocadostore.de sicher: „Es kommt Nichts aus dem Nichts – es geht Nichts ins Nichts!”. Doch warum sollte uns interessieren, was mit unseren Abfallprodukten passiert? Wie sollen wir auch noch darauf achten, wo unser Alltag doch schon genug Stress und Verpflichtungen mit sich bringt? 9 von 10 Leuten sagen sie würden recyceln, wenn es denn einfacher wäre. Dass Recycling nicht nur einfach, sondern auch cool und innovativ sein kann, das zeigen wir euch in dieser Woche, nachdem ihr die letzten Wochen schon Einblicke in verwandte Themengebiete erhalten habt.
“Recycling, ach das kenne ich” – Wirklich?!
Wir alle haben schon von diesen Schreckensszenarien gehört: von “die Ressourcen auf der Welt sind begrenzt”, “wir richten mit unserem modernen Konsum die Welt zugrunde”, über “der Klimawandel naht” bis “unsere Smartphones werden mit Hilfe von Sklavenarbeit produziert”. Die Rettung der Welt ist leicht, Recycling hilft! Doch was bedeutet Recycling? Recycling beschreibt den Prozess, bei dem die Ausgangsmaterialien von Abfallprodukten wiederverwertet und dadurch erhalten bleiben.
Beispielsweise wird durch Einwirkung von heißem Wasser Altpapier zu Zellulose-Fasern aufgeweicht, der Brei gefiltert und entfärbt und zu neuem, recyceltem Papier geformt. Recycling geht allerdings über die reine Wiederverwertung von Rohstoffen auf der Stufe der Produktion hinaus. Ziel ist eine Welt gänzlich ohne Müll! Sogenannte Recycling-Kreisläufe – angelehnt an Naturkreisläufe – streben Recycling an verschiedenen Zeitpunkten an, namentlich bei der Produktion, während des Produktgebrauchs und nach dem Produktgebrauch. Recycelte Produkte werden hergestellt, konsumiert und stellen den Rohstoff für neue recycelte Produkte dar. Wie in der Natur, wenn die Früchte der Bäume zu Boden fallen und als Nährstoff für andere Organismen dienen. Dieser Recycling-Kreislauf wird in der Wirtschaft als Kreislaufwirtschaft oder Cradle-to-Cradle bezeichnet.
Mehr Informationen zum Recyling findet Ihr hier.
Wusstest Du schon?
Genauso mühsam, wie sich Recycling in das öffentliche Bewusstsein gekämpft hat, hält sich das Vorurteil, dass Recyling keine positiven Auswirkungen auf den Ressourceneinsatz hätte. Es ist also Zeit, mit dem “Recycling bringt eh nichts, am Schluss wird alles miteinander verbrannt”-Mythos aufzuräumen.
Hier die Fakten: Knapp 60 % des Mülls wird in Deutschland recycelt. 20 % des verbleibenden Restmülls wird wiederverwertet. Dies erfolgt aber erst dann effizient, wenn der Müll durch die Haushalte vorsortiert ist. “Mülltrennung ist also laut Untersuchungen ökologisch vorteilhaft. Je mehr man auf die Mülltrennung achtet, desto mehr unterstützt man das System, bei dem der Müll am Ende wiederverwertet und nicht verbrannt wird“, so Alexander Dallmus vom Bayerischen Rundfunk (den kompletten Artikel findet Ihr hier). Verbrannter Müll sind verbrannte Ressourcen und somit verbranntes Geld!
Erstaunliche Recycling- Fakten (für deinen nächsten Kochabend, Date, Fitnesstudiobesuch oder Small-Talk):
- 1 recycelte Dose spart genügend Energie um einen Fernseher 3 Stunden mit Strom zu versorgen.
- 1 recycelte Glasflasche spart genügend Energie um einen PC für 25 Minuten mit Strom zu versorgen.
- 1 recycelte Plastikflasche spart genügend Energie um ein 60-Watt Glühbirne 3 Stunden mit Strom zu versorgen.
- 70 % weniger Energie wird bei der Herstellung von recyceltem Papier verwendet im Vergleich zur Herstellung von nicht-recyceltem Papier aus Primärrohstoffen.
- 60 % des Mülls könnte recycelt werden (insb. Papier, Glas, Plastik, Metalle)
- Mehr als 50 % der biologischen Abfälle könnten kompostiert werden.
- Die ungenutzte Energie aus dem Müll eines Durchschnittshaushalt könnte einen Fernseher für 5.000 Stunden mit Strom versorgen, wenn der Müll recycelt werden würde.
- Im Durchschnitt besteht der Kaufpreis eines Produkts aus 16 % für die Verpackung, die schließlich als Müll endet.
- Bis zu 80 % eines KFZ könnten recycelt werden.
Mehr Fakten findet Ihr hier.
Verbessere die Welt und verdiene nebenbei noch etwas Geld – Was bringt mir Recycling?
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ – Mahatma Gandhi
Quelle
Recycling hilft der Umwelt, indem die Ressourcen nachhaltig geschont werden. Zudem werden erhebliche Kosten bei der Produktion und Entsorgung eingespart. Nicht nur, dass durch eine geringere Müllerzeugung Deponien entlastet werden, die Wiederverwendung von Schrott ist beispielsweise für die deutsche Wirtschaft überlebenswichtig, weil sie wesentlich günstiger ist als die Neuherstellung. Ganz zu Schweigen von den eingesparten Energien und Rohstoffen, die für die Herstellung anderer Rohstoffe aufgewendet werden muss.
Darüber hinaus reduziert Recycling Sklavenarbeit, Ausbeutung und vergleichbare menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, die der Preis unseres modernen Konsumverhaltens sind. Verstärkt in der Elektronikbranche, insbesondere bei der Herstellung von Smartphones, könnten jährlich 20 bis 50 Mio. Tonnen an seltenen Erden und anderer Metalle (rück-) gewonnen werden. Dafür werden jedoch einerseits die Umwelt durch den Einsatz giftiger, umweltbelastender Chemikalien, und andererseits Menschen und Kinder in Ghana ausgebeutet, die diesen Chemikalien ausgesetzt sind.
Dabei ist Recycling so einfach! Und für jede Person lukrativ, wenn man Müll nicht als Abfall, sondern als bares Geld sieht. Dies hat der 7-jährige Ryan erkannt und innerhalb weniger Jahre 10.000 US-Dollar mit seinem Hobby verdient – dem Verwerten von Müll (den kompletten Artikel findet Ihr hier). Der nachhaltige Umgang mit unseren Ressourcen beginnt bei dir, jeden Tag, mit jeder Plastikflasche!
Der erste Schritt sollte es sein, Müll zu vermeiden. Wenn sich gewisser Müll aber nicht vermeiden lässt, so kann man einen Beitrag dazu leisten, dass nach dem Produktgebrauch eine Wiederverwendung gewährleistet ist. So ist es zum Beispiel ausschlaggebend, dass unsere Abfälle gesäubert und getrennt abgegeben werden. Denn um aus unserem Hausmüll so genannte „Recyclate“ – also wieder verwertbare Materialien – zu gewinnen, muss effizientes Recycling schon bei der korrekten Mülltrennung beginnen.
„Kunststoff und Aluminium werden beispielsweise im Restmüll bei einer Verpressung im Müllwagen zu stark durch Essensreste, Staubsaugerbeutel, Windeln etc. verschmutzt. Papier muss für das Recycling trocken und sauber bleiben, was im Restmüll nicht möglich ist. Glas würde ungetrennt das andere Material zerstören und so die Wiederverwertung erschweren.”
(https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte/19838.html)
Doch was kommt in welchen Müll? Die Abfallwirtschaft Mannheim hat dazu eine Anleitung erstellt, damit Unklarheiten schnell aus dem Weg geräumt werden können. „Recycling made easy“: https://www.mannheim.de/sites/default/files/webform/5732/abg_muelltrennung_2014.pdf
Recycling lässt sich außerdem ohne großen Aufwand in unseren Alltag integrieren, ohne dass Extra-Touren anfallen. Bei dm zum Beispiel befinden sich seit 2001 im Eingangsbereich Recyclingboxen, in denen Batterien, Leuchtmittel und Verpackungsmaterialien abgegeben werden können, die nicht in den Hausmüll gehören – ganz einfach während des Einkaufes! Beim Einkauf erkennt man Produkte, die recycelt wurden, beispielsweise an folgenden Symbolen:
Der Blaue Engel kennzeichnet Produkte, die aus Altpapier gewonnen wurden. Mittlerweile ist ein Unterschied zu Frischfaser-Produkten kaum noch zu erkennen. Außerdem garantiert der blaue Engel auch, dass der normalerweise enorme Chemikalieneinsatz bei der Papierproduktion reduziert wird.
Der grüne Punkt besagt, dass die Verpackung recycelbar ist und dass der Hersteller die Pflichten der Verpackungsordnung erfüllt hat. Allerdings ist der Zweck, den dieses Symbol erfüllen soll, in den letzten Jahren auch immer umstrittener geworden.
Das Möbiusband ist das internationale Recycling-Symbol und zeigt an, dass die Produkte wiederverwertbar sind. Oft ist das Symbol in Verbindung mit verschiedenen Recycling-Codes zu finden.
Eine vollständige Auflistung der wichtigen Symbole findet Ihr hier:
http://www.verbraucherzentrale.de/recyclingcodes
https://www.barcoo.com/ratgeber/symbole-verpackung
Inwiefern Müll auch neue Türen öffnen kann, haben wir oben bereits erwähnt. Doch in Schweden ist dies buchstäblich der Fall; seit August 2015 hat das Einkaufszentrum „ReTuna in Eskilstuna“ geöffnet. Doch das Einkaufszentrum ist keineswegs mit denen, die wir kennen, zu vergleichen: es werden nur recycelte und reparierte Produkte angeboten. Besucher können gleichermaßen Gegenstände, die nicht länger in Gebrauch sind abgeben, als auch die reparierten und recycelten Produkte erwerben.
“(the project) turns that waste into an opportunity. Goods are diverted from the waste stream and put back into circulation, saving the materials and embodied energy. 50 new jobs were created in repair and retail. The centre itself is operated by the municipality, but the shops are private businesses and social enterprises, so it creates space for start-ups and local artisans.”
(https://makewealthhistory.org/2017/03/22/the-worlds-first-mall-for-recycled-goods/amp/)
Dass Müll auch Kunst sein kann, zeigt unter anderem Designer Massimiliano Adami mit seinen von der berühmten Glaskunst aus Murano inspirierten Gläsern, die aus PET-Flaschen entstanden sind. Im Gegensatz zum Original sind diese ebenfalls robuster. Im Laufe der Woche könnt Ihr auf einen weiteren Künstler gespannt sein, der die Chancen kreativer Wiederverwendung von Abfallprodukten erkannt hat – inklusive Anleitung, wie Ihr selbst aktiv werden könnt.
Inform, Perform, Transform
„We are living in this planet as if we had another one to go to.” – Terri Swearingen
Letztendlich müssen wir uns bewusst machen, dass unser derzeitiger Konsum ein linearer ist. Um die Ressourcen unserer Erde besser zu schonen, müssen wir uns auf einen Produktzyklus umstellen. Inform – es gilt, Mythen über die Effektivität der Mülltrennung aufzudecken und uns Problematiken unseres Konsumverhaltens vor Augen zu führen. Perform – Recycling lässt sich leichter in unseren Alltag integrieren, als wir denken; „make Recycling a lifestyle“. Transform – das Ziel ist, in einer Welt zu leben, in der der Begriff „Müll“ nicht existiert. Recycling ermöglicht es uns die Ressourcen unserer Erde zu schonen, und einen positiven Beitrag zur Erhaltung ihrer beizutragen. Deshalb wartet nicht und fangt heute an!
Mehr Inspirationen, als auch Informationen zu Recycling findet Ihr neben den im Artikel genannten Quellen auch hier:
Videos:
Why Recycle?
Erfolgsmodell „Duales System“ kann noch besser werden
How to keep Plastic out of Oceans?
The 20-Year-Old With a Plan to Rid the Sea of Plastic
How the oceans can clean themselves: Boyan Slat at TEDxDelft
Sklavenarbeit für seltene Erden
Zum Nachlesen:
Mythos Mülltrennung
TerraCycle: US-Unternehmen, das Produkte aus Haushaltsabfällen herstellt:
http://de.pluspedia.org/wiki/TerraCycle
http://www.terracycle.de/de/about-terracycle?utm_campaign=admittance&utm_medium=menu&utm_source=www.terracycle.de
Über die Autoren:
Loreena Gropp
Public Relations
Loreena studiert Anglistik und BWL im vierten Semester und ist Teil des Public Relations Ressorts. Ursprünglich kommt sie aus dem nicht weit entfernten Heidelberg und liebt es in ihrer freien Zeit andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Diese Erfahrungen hält sie auch gerne auf Bildern fest.
Marvin Aideyan
CSR/SE
Marvin studiert im 8. Semester Jura. Er engagiert sich seit seinem ersten Tag an der Uni in verschiedenen Studenteniniativen, weil er den Spirit innerhalb der Teams liebt. Sein neuestes Hobby ist das Salsa-Tanzen.
