Das Thema Europa ist momentan in aller Munde: Vom 23. – 26. Mai steht  wieder die Europawahl an. Doch wie stehen unsere europäischen Nachbarn zum Thema Nachhaltigkeit? Wir haben uns auf die Suche nach privaten Projekten, Initiativen und staatlichen Maßnahmen gemacht und nehmen Euch mit auf eine nachhaltige Tour durch Europa!

Frankreich: Der Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt

Seit Februar 2016 verbietet Frankreich als erstes Land weltweit großen Supermärkten unverkaufte, aber noch essbare Lebensmittel wegzuwerfen. Werden diese nicht an örtliche Tafeln oder gemeinnützige Organisationen gespendet, droht pro Vergehen eine Geldstrafe bis zu 3750€. Diese und weitere Maßnahmen, wie die Einbeziehung des Themas Lebensmittelverschwendung in den Lehrplan, sollen dem 2012 gesetzten Ziel dienen, die Lebensmittelverschwendung in Frankreich bis 2025 zu halbieren. Doch wie sieht die Bilanz nach drei Jahren aus? In den Medien fällt diese überwiegend positiv aus und laut Tafeln sind die Spenden deutlich gestiegen. Den Impuls zum Gesetz gab damals eine vom Anwalt Arash Derambarsh gestartete Online-Petition, welche die sozialistische  Regierung von François Hollande dazu bringen sollte, aktiv die Entsorgung von Lebensmitteln zu vermeiden. Jetzt ist er Mitinitiator einer neuen Petition, die das Gesetz auf europäischer Ebene ausweiten soll.

Schweden: Die Metropole als neues Zuhause für Bienen

Das Land Schweden ist neben Ikea, Zimtschnecken und einer atemberaubenden Natur, auch durch den vorbildlichen Einsatz für mehr Nachhaltigkeit bekannt. Schwedens ambitioniertes Umweltbewusstsein zeigt sich somit in zahlreichen Initiativen der Regierung als auch lokaler Organisationen, welche den Schutz der Umwelt als gemeinsame Verantwortung ansehen. So boomt zum Beispiel Urban Farming in Schwedens Großstädten wie Stockholm, Göteborg oder Malmö. Dort werden schon wenige Quadratmeter als Anbauflächen für Blumen, Obst und Gemüse genutzt, die es ermöglichen zu ernten was man sät. Aus der grünen Bewegung entstand außerdem die Organisation Bee Urban, die sich ausgerechnet in der Hauptstadt Stockholm der Rettung der Bienen verschrieben hat. Die Initiative entwickelt zahlreiche Projekte, um dem aktuellen Schicksal der Bienen ein Ende zu setzen.  Bee Urban hat unter anderem sogenannte Bienenpatenschaften ins Leben gerufen. In Kooperation mit diversen Unternehmen werden Bienenstöcke verliehen und an geeigneten Standorten auf dem Unternehmensgelände aufgestellt, um dort den Bienen inmitten der Stadt ein Zuhause zu geben. Mit ein wenig Pflege und Geduld ist nicht nur das Bienenvölkchen glücklich, sondern auch das Paten-Unternehmen kann sich an dem eigenen Honig erfreuen kann.

Niederlande: Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen

Neben den skandinavischen Ländern sind auch die Niederlande seit einiger Zeit Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Nicht nur auf der politischen Agenda ist das Thema zu finden, sondern auch in der Wirtschaft wird es mit all seinen Facetten thematisiert. So besteht bereits seit 2012 die Dutch Sustainable Growth Coalition, ein Bündnis der größten multinationalen Großkonzerne des Landes. Indem die acht niederländischen Unternehmen u.a. Unilever, Shell, Philips und Heineken soziale, ökologische und ökonomische Projekte und Initiativen initiieren, wirken sie aktiv bei der Umsetzung der 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen mit. In Holland finden auch nachhaltige Tourismuskonzepte zunehmend Anklang. Erst kürzlich wurden die Insel Goeree-Overflakkee sowie zwei weitere Urlaubsziele an der niederländischen Küste für ihren aktiven Umweltschutz und den Erhalt natürlicher Lebensräume mit dem Best of Nature Award von Green Destinations ausgezeichnet und zählen somit zu den Top 100 der Sustainable Destinations 2019 weltweit. Das Land beherbergt zudem auch einige Organisationen, die sich für den Schutz unserer Umwelt einsetzen. In Rotterdam befindet sich zum Beispiel das Hauptquartier der Non-Profit Organisation The Ocean CleanUp, die 2013 von Boyan Slat mit dem Ziel die Weltmeere von Plastik zu befreien, gegründet wurde. In den letzten Jahren entwickelte der Niederländer gemeinsam mit seinem Team mehrere Prototypen eines Schwimmkörpers, der die Plastikteile im Meer sammeln soll. Zuletzt das System 001 welches im vergangenen Jahr in der San Francisco Bay getestet wurde.  Laut The Ocean Cleanup könnten damit in fünf Jahren bereits 50% des “Great Pacific Garbage Patch’’ entfernt werden.

Italien: Nachhaltigkeit made in Italy

Bella Italia – bekannt für seine Fashionmetropolen, für das wunderbare Essen und ganz einfach: für die dolce vita. Nachhaltigkeit hingegen ist leider eher Schattenseite Italiens. Vor allem Bilder von Müllbergen und Berichte über Luftverschmutzung haben das Image des Landes geprägt. Unter anderem hält das Nord-Süd-Gefälle zwischen arm und reich die Politik seit Jahren auf Trab und verdrängt andere wichtige Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt. Trotzdem ist aktuell ein Umdenken in der Gesellschaft erkennbar, vor allem gezeichnet durch die jüngsten FridaysForFuture-Bewegungen. Auch in der Wirtschaft entwickeln sich die Dinge langsam in eine neue Richtung. Unter dem Motto Nachhaltigkeit ist mit dem Eifer, erneuerbare Ressourcen zu verwenden, das Modelabel Orange Fiber entstanden. Seit 2014 floriert das Startup, das seinem Namen gerecht wird: aus Nebenprodukten von Zitrusfrüchten in der Lebensmittelindustrie, wie Orangenschalen, werden Fasern und hochwertiges Textil hergestellt. In Kollaborationen ist die Ferragamo Orange Fiber Collection entstanden und Orange Fiber hat somit längst in der italienischen Modewelt Fuß gefasst. Besonders ist auch der Sitz der Operational Headquarters im süditalienischen Catania in Sizilien. Hierbei wird vor allem darauf gezielt neue Arbeitsplätze zu schaffen und dem Armutsgefälle entgegenzuwirken. Ein erfolgreiches Beispiel also für Nachhaltigkeit made in Italy.  

Irland: Lokale Power für einen sauberen Planeten

Irland war lange nicht unbedingt ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Trotz der vielen natürlichen Ressourcen wurde bis in die frühen 2010er-Jahre kaum erneuerbare Energie produziert. Dann hat sich das irische Umweltministerium aber ein Herz gefasst: zwischen 2008 und 2016 hat sich der Windkraftumsatz des Landes fast verdreifacht, und bis 2020 sollen 42,5% des Stromverbrauches von erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Die eigentliche Stärke in Sachen Nachhaltigkeit im Land kommt allerdings von den Bürgern. Das Paradebeispiel hierfür ist die Tidy Towns-Initiative. Fast jede noch so kleine Gemeinde hat eine Lokalgruppe, die sich für eine saubere, nachhaltige Umgebung einsetzt. Anreiz dafür ist der jährliche Wettbewerb, der von der irischen Regierung abgehalten und von einer dortigen Supermarktkette (die selbst auch auf regionale, ökologische Produkte setzt) gesponsort wird. Je nach Gruppe finden hier Beach-Cleanups, Workshops zur Müllvermeidung, Urban Gardening oder Kollaborationen mit landesweiten Initiativen wie Refill Ireland statt. Diese Initiative ermutigt Lokalbesitzer in Irland dazu, in ihren Läden gratis Leitungswasser für Passanten anzubieten – vorausgesetzt, diese bringen ihre eigenen, wiederverwendbaren Trinkflaschen mit. Wo diese Lokale zu finden sind, lässt sich leicht online auf einer Karte nachsehen oder durch einen Sticker an der Lokaltür entdecken. Außerdem setzt Refill Ireland sich für den Bau von Wasserspendern auf öffentlichen Plätzen ein – um Einwegflaschen ein für allemal aus den irischen Tidy Towns zu verbannen!

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